Leben ist Befreiung aus dem Diktat des Umfelds; und Verweis auf eine Freiheit, vor der wir uns fürchten.
(© Michael Depner, Wuppertal)
Im Grundsatz nicht. Viele Psychiater orientieren sich jedoch am biologischen Erklärungsmodell für psychische Störungen. Daher verwenden sie oft vorrangig Medikamente. Psychotherapeuten gehen eher davon aus, dass psychologische Faktoren eine größere Rolle spielen als biologische.
Die Psychoanalyse ist eine der gängigen Psychotherapiemethoden. "Psychotherapie" ist der übergeordnete Begriff.
Abgesehen davon, dass ich Facharzt für Psychiatrie bin, habe ich noch zwei psychotherapeutische Zusatzausbildungen absolviert: eine Ausbildung zum tiefenpsychologischen Therapeuten und eine zum Gestaltpsychotherapeuten.
Die tiefenpsychologische...
Die tiefenpsychologische Therapie ist aufdeckend. Sie versucht, unbewusste psychische Dynamiken bewusst zu machen. Ich gehe davon aus, dass tiefergehende Veränderungen leichter durch Erkenntnisse als durch Vorsätze zu erreichen sind. Die Verhaltenstherapie als wichtigste Alternative zu den aufdeckenden Methoden setzt vermehrt auf konkrete Veränderungsvorsätze.
Alle drei haben wesentliche Grundlagen erarbeitet, von denen viele auch heute noch gültig sind. Trotzdem ist die Zeit nicht stehen geblieben. Für mich selbst stehen die klassischen Konzepte nicht mehr im Vordergrund. Ich gehe davon aus, dass sich auch die meisten anderen Psychotherapeuten nur noch locker an Freud, Jung und Adler orientieren.
Das waren sehr viele. Auf meiner Webseite sind die wichtigsten davon aufgelistet. > Seele und Gesundheit, Literaturnachweis
Mein Beruf ist neben meiner Familie das wesentlichste Standbein meines Lebens. Er bietet mir ständig neue Aufgaben, deren Bearbeitung auch meine persönliche Entwicklung befruchtet.
Schaden kann es nicht. Die Kommunikation mit einem Therapeuten kann wesentliche Anstösse geben um störende Ungereimtheiten der eigenen Sicht auf die Welt zu beseitigen. Auch Psychiater leiden unter den Begrenzungen ihres Wissens über sich selbst.
Nein. Bei manchen Patienten ist es aber auch für mich eine ziemliche Herausforderung 50 Minuten lang aufmerksam zu sein. Nicht immer gelingt mir das.
Ich selbst erzähle auch Persönliches; wenn es mir in kleinen Dosen angemessen erscheint. Man muss aber stets darauf achten, dass man die eigene Person nicht in den Vordergrund stellt.
Ich meditiere sehr viel um mich möglichst weit aus meiner Identifikation mit meiner Person herauszulösen.
Religion und Spiritualität.
Die Psyche ist meines Erachtens, wie alles andere auch, in einer primären Wirklichkeit verankert, also in jener, der sich auch die Religion zuwendet. Es macht daher Sinn, in der Therapie auch spirituellen Themen Raum zu geben.
Glaube und Religion sind nicht dasselbe. Meist werden Glaubensinhalte durch Erziehung vermittelt und sie kümmern sich wenig darum, was wahr ist und was nicht. Sie sind beliebig austauschbar. Religion ist eigentlich eine Wissenschaft. Es ist die Wissenschaft vom Verhältnis des Individuums zur absoluten Wirklichkeit. Glaubensinhalte können auch intuitiv zustande kommen. Auch dabei ist die wichtigste Frage: Sind sie wahr oder nicht?
Das Ich, mit dem wir dem Alltag begegnen und Rollenspieler in der Raumzeit sind, ist egozentrisch. Spiritualität strebt danach, der Egozentrizität zu entkommen, weil sie eine schwerwiegende Beeinträchtigung der seelischen Gesundheit zur Folge hat. Das absolute Selbst kann - behelfsweise - als ein Ich aufgefasst werden, wenn man dabei berücksichtigt, dass ihm das Du nicht gegenübersteht, sondern dass es das Du umfasst.
Indem wir erkennen, dass wir es eigentlich sind.
Ängste, Depressionen, Suchterkrankungen, ADHS, Psychosen, Beziehungskonflikte, Überforderungen am Arbeitsplatz.
Falls Sie damit auf die gesellschaftlichen Krisen anspielen, so sehe ich den wesentlichen Unterschied darin, dass heute mehr und mehr Menschen von der Sorge geplagt werden, dass es sich bei der derzeitigen Entwicklung um etwas handelt, das nicht mehr kontrolliert werden kann und in eine dystopische Zukunft führen könnte.
Das Wichtigste scheint mir zu sein, Ängste möglichst achtsam im Hier und Jetzt wahrzunehmen, sie nicht zu verdrängen, sie aber auch nicht überzubewerten. Ängste beziehen sich immer auf die Zukunft. Die Zukunft mag schwierig werden, es werden sich aber immer auch Wege finden, sie kreativ zu gestalten.
Durch Stille, Rückbesinnung auf sich selbst. Dadurch, dass man sich Zeit lässt. Dadurch, dass man sich nicht zu viel von Unwesentlichem ablenken lässt.
Meditation, also durch das, was ich auf die vorherige Frage geantwortet habe.
Der Mensch ist ein fehlbares und vorläufiges Wesen. Insofern ist klar, dass er keineswegs perfekt ist. Braucht er aber auch nicht zu sein, denn durch Fehler wird man klug, oder man kann es zumindest werden. Problematisch wird es, wenn man die Löcher in den eigenen Socken nicht sehen will.
“Je mehr man sich damit befasst, sich gegen das Schicksal zu sträuben, statt etwas damit anzufangen, desto übler wird das Schicksal sein, das aus dem Widerstand entsteht.”
Zum Schicksal des Menschen gehört es, in eine Welt hineingeboren zu werden, die seiner Existenz Widerstände entgegensetzt. Deshalb ist Leid unvermeidlich. Leid ist aber nicht nur Störfaktor eines guten Lebens, sondern auch Anreiz, die eigenen Kräfte möglich sinnvoll einzusetzen, damit das Leben besser wird.
Es fällt mir schwer, eine Rangordnung guter Eigenschaften aufzustellen, weil sie sich oft wechselseitig bedingen und ineinander übergehen. Altruismus als bewusster Vorsatz, ein guter Mensch zu sein, kann jedoch in Selbstgefälligkeit entgleisen. So mancher gute Mensch ist eher gut, weil er sich damit moralisch überlegen fühlt, als dass ihm diejenigen an die er seine Wohltaten verteilt, tatsächlich am Herzen lägen. Auch Mütter leiden nicht selten daran, anderen Herausforderungen des Lebens aus dem Wege zu gehen, indem sie sich an ihre Mutterrolle klammern. Da die Mutterrolle von den meisten als wertvoll angesehen wird, ist die Versuchung gross.
Nein, das sind sie nicht. Die Mutter-Kind-Beziehung ist zwar sehr wichtig, aber sie ist nicht die einzige Beziehung, durch die ein Kind beeinflusst wird. Überhaupt ist es oft eine Sackgasse, den einen für die psychischen Probleme des anderen verantwortlich zu machen. Auch Mütter können als Werkzeuge des Schicksals gedeutet werden und es bringt mehr, das Schicksal aus eigener Kraft zu lenken als festzulegen, wer Schuld daran ist.
Tatsächlich versucht die Wirtschaft, uns zum Konsum ihrer Produkte zu bewegen. Das gehört zu ihrem Wesen. Wir haben aber die Freiheit, auf das zu verzichten, was uns nicht wirklich guttut. Man muss sich aber die Mühe machen, herauszufinden, was das ist.
Wir sind schon, was wir sind. Wir können es nicht werden. Wir können es nur erkennen. Sobald wir es erkennen, verändern wir uns.
Ja. Das Glück ist ein innerer Zustand. Äusseres kann Glück nur bedingt und meist kurzzeitig bewirken. Würden wir nach dem Glück im Inneren suchen, jagten wir weniger im Äusseren hinter ihm her. Eine Welt mit weniger Jägern wäre wahrscheinlich besser für uns.
Im Fehlen einer glaubhaften spirituellen Tradition. Im Hunger nach materiellen Gütern. Im Irrglauben, dass die Person sich selbst gehört.
Meines Erachtens ist der Mensch so gierig, weil er in einer gefährlichen Welt lebt und daher unterschwellig ständig Angst hat, dass ihm etwas Schlimmes zustossen könnte. Seine Gier kann so als Vorsichtsmassnahme verstanden werden. Je mehr er hat - so die Logik dessen, der sich vor dem Leben fürchtet - desto besser ist er auf zukünftige Gefahren vorbereitet.
Ja, es fehlt dem Menschen an innerer Entwicklung. Wenn er erkennt, dass sich das - für ihn - wirklich Wertvolle in ihm selbst befindet und nicht um ihn herum, desto mehr kann er von seiner Gier nach Äußerem ablassen.
(Das Interview führte Monika Minder am 17. Januar 2023)
(© Michael Depner, Wupperthal)
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Jenseits des Altruismus gibt es die Liebe. Während Altruismus ein Ziel zu erreichen versucht, hat Liebe das ihre gefunden.
(© Michael Depner, Wuppertal)
Zufrieden zu sein, heisst nicht mehr zu wollen. Nicht mehr zu wollen, fällt leichter, wenn man dem Himmel für das, was man hat, dankbar ist.
(© Michael Depner, Wuppertal)
Überlassen Sie Ihr Kind dem Subjekt, das in ihm zum Ausdruck kommt. Verlangen Sie nicht, dass es Ihren Erwartungen dient. Wer seinem Kind respektvoll entgegenkommt, macht es dem Himmel nicht streitig.
(© Michael Depner, Wuppertal)
Je mehr man aus Scham in Verstecke flieht, desto mehr schämt man sich dafür, dass man es tut. Jedes Dasein ist auch die Aufgabe, zu dem zu stehen, was man tatsächlich ist.
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Liebe ist oft Maske. Man erkennt es, sobald der vermeintlich Liebende über den Geliebten bestimmen will und der vermeintlich Geliebte sich dem Zugriff entzieht.
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Psychiatrisch-psychotherapeutische Praxis in Wuppertal.