Man muss nur immer sorgen, erregt zu werden, um gegen die Depression anzukämpfen. Das ist auch bei jetziger deprimierender Witterung der beste medizinische Rat.

(Goethe, 1749-1832)

Depressionen

Niedergeschlagenheit - depressive Verstimmungen

Ist Depression eine Krankheit oder "nur" ein Symptom? Über Depressionen und ihre Ursachen gibt es viele Theorien. Immer noch überwiegt die medizinische, die psychiatrische. Dementsprechend sind auch die Behandlungen. Wir suchen nach anderen Antworten, weil gerade in einer Depression nicht nur der Körper beeinträchtigt ist und Symptome wie Angst, Schlaflosigkeit, Niedergeschlagenheit und weitere das Leben der Betroffenen erschweren, sondern Wahrnehmung und Denken sich verlagern.

Ist Depression eine Krankheit?

Eigentlich ist Depression ebenso wenig eine Krankheit wie Fieber. Wie Fieber ist sie ein Symptom, das durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden kann.

Depressivität umfasst ein breites Spektrum von Erlebnisweisen. Ohne klare Grenze reicht es von schwer depressiv mit wahnhaft verzerrtem Selbstempfinden bis hin zu dauernd unzufrieden. Was als depressiv empfunden wird, unterscheidet sich von Person zu Person; ebenso wann, worauf und wie jemand depressiv reagiert. Denn das Bild einer Depression wird nicht nur durch das Kernsymptom bestimmt, sondern auch durch die Art, wie das Individuum mit dem Kernsymptom umgeht.


Kernsymptom der Depression

Das Kernsymptom der Depression ist das Gefühl, auch von dem überfordert zu sein, was man sonst problemlos bewältigt. Die Ursache der Überforderung besteht entweder darin, dass das seelische Handlungspotenzial durch organische oder psychodynamische Faktoren niedergedrückt ist oder durch chronische Überforderung erschöpft. Ist das Potenzial niedergedrückt, entspricht das einer klassischen Depression. Ist es erschöpft, handelt es sich um ein Burn-out-Syndrom, das auch als Erschöpfungsdepression bezeichnet werden kann. Überfordernd kann, in scheinbar paradoxer Weise auch eine Unterforderung sein. Dann kann Depression Folge chronischer Langeweile sein. Man spricht von einem Bore-out-Syndrom."

(© Michael Depner, Wuppertal)

Quelle: www.seele-und-gesundheit.de/depression)

> Test Depression

Depressive Verstimmung - Depression

Was ist krank bei einer Depression, die Seele oder der Körper? Befriedigen die medizinischen Erkenntnisse oder tun wir gut daran, andere Sichtweisen heranzuziehen? Wir wissen, eine Depression wird individuell erlebt. Oft fühlen sich depressive Menschen abgeschnitten vom Lebensgeschehen, allein in der Misere. Was nicht erstaunt, geht doch der Fokus von einer lebendigen Aussenwelt plötzlich nach innen. Dem Leben abgewendet, finden wir in uns drinnen eine neue Welt. Die eigene Innenwelt, das Geistige, das Denken.

Depressionen treten häufig in der Lebensmitte auf und sind heute bei jüngeren, wie älteren Menschen in grosser Zunahme begriffen. Depression heisst Unterdrückung (lateinisch depressio, von deprimere = niederdrücken). Die Lebensenergie ist niedergedrückt, die Stimmung entsprechend.

Energien lassen sich niederdrücken und unterdrücken, nur wie lange? Und wo geht die Energie hin, wenn sie niedergedrückt wird? Sie ist ja nicht einfach weg. "Die Energie wird dafür verwendet expansive Impulse (z.B. Wut) niederzudrücken", so der Psychiater und Psychotherapeut Michael Depner.

Depressionen stehen in einem engen Zusammenhang mit nicht ausgedrückten, von uns unerwünschten Gefühlen wie Ärger und Wut. Bereits als Kind lernen wir unsere Gefühle in Schach zu halten, sie zu unterdrücken. Fröhliche aufgestellte Menschen sind beliebter in der Gesellschaft. Nicht nur die Werbung suggeriert uns täglich, dass gut drauf sein, Glück, Vitalität und Schönes das Mass aller Dinge sind. Wer angepasst ist, freundlich und umgänglich, ist im Gegensatz zu aufmüpfigen Menschen gern gesehen. Gesellschaftliche Normen dieser Art werden uns früh eingeimpft. Für die Mitwelt erträglich getrimmt, lernen wir die Zuneigung der anderen auf diese Art zu erwerben.

Das ist tückisch. Einerseits machen wir uns abhängig von der Zuneigung anderer, auch von denen, die wir gar nicht mögen oder die, die uns verletzen. Andererseits sind Ärger und Wut nicht einfach weg, nur weil wir sie unterdrücken. Sie `arbeiten` in uns weiter. Irgendwann fühlen wir uns erschöpft, lustlos, krank und wissen nicht, woher.

Mit Gefühlen und schwierigen Lebenssituationen umgehen, mit Konflikten, mit Verzweiflung und Angst, lernen wir in unserer naturwissenschaftlich geprägten Welt kaum. Wir funktionieren, wie die Aussenwelt uns haben will. Pate dafür stehen Normen, Konventionen und Traditionen, dessen Befolgung meist an Belohnung/Bestrafung gebunden ist.

Über Depressionen und ihre Ursachen gibt es viele Theorien.
Die meisten Betroffenen fragen, was ist eigentlich los mit mir, was ist krank in mir, wo kommt das her und wie kriege ich es schnellstmöglich wieder weg. Obwohl es sich bei depressiver Verstimmung und Depression am ehesten aufdrängt, fragt kaum jemand nach dem "Wozu" der Krankheit, also nach Sinn und Zweck.

Die Kluft zwischen Körper und Seele gilt es auch heute noch zu überwinden. Mehr denn je, denn gerade durch die technischen Geräte und Möglichkeiten in der Medizin wird der Körper als eine Art Maschine von Seele und Geist abgespalten behandelt. Schnellstmöglichst schmerzfrei sein, leidfrei und weitermachen wie vorher, scheint oberste Maxime zu sein. Statt einer Auseinandersetzung mit dem Leben entsteht noch mehr Entfremdung.

"Die Depression ist gleich einer Dame in Schwarz, tritt sie auf, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie als Gast zu Tisch und höre, was sie zu sagen hat".

Dieses Zitat von C.G. Jung, dem Begründer der analytischen Psychologie spricht vom Sinn und Zweck der Depression. Was will sie mir sagen, wozu zwingt sie mich?

Ist der Antrieb, die Lebensenergie weg, ist das zunächst völlig in Ordnung. Ich darf lustlos sein, ich darf durchhängen, ich muss nichts, schon gar nicht ehrgeizig und geschäftig sein. Und Gesellschaft und Unterhaltung werden eh überbewertet. Ihr mal den Rücken zuzukehren wirkt wie eine Oase.

Es ist Zeit für Rückzug, Zeit für sich selbst. Man darf sich Ruhe gönnen, man darf sich selbst Zeit geben, es muss für einmal nichts passieren. In diesem Rückzug ist jetzt der Ort, wo ich auftanken kann, wo ich über mein Leben nachdenken und über neue Ziele fantasieren kann.

Womöglich tun wir gut daran, uns immer mal wieder einen Ekel an der Welt zu gönnen, am Überfluss, am Lauten, am Aktiven, am Angepassten, am Braven. Schon nur, um herauszufinden in welcher Form wir selbst darin mitspielen und ob es noch passt oder eine Richtungsänderung zu mehr Selbstbestimmtheit führte.

(© Hanna Schnyders, 30. März 2023)

Z I T A T
Depression ist nicht nur Krankheit. Sie ist auch Endstrecke einer Überlebensstrategie: Selbstbestimmung aufzugeben um Zugehörigkeit zu sichern.

(Michael Depner, Wuppertal)

ZITATE DEPRESSION

Übelkeit

Ist die gute schöne Welt nicht gelegentlich einer profunden Übelkeit würdig?

(© Wilhelm Schmid, deutscher Philosoph)

Kummer

Der Kummer darf sich nicht in unserem Herzen ansammeln wie Wasser in einem trüben Tümpel.

(Vincent van Gogh (1853 - 1890), holländischer Maler)

Durch Leid lernen

Durch Fehler und Irrtümer vervollkommnet sich der Mensch. Durch das Leid aber lernt er, dass alle Wege, die in Dunkelheit beginnen, zum Lichte führen müssen.

(Hippokrates von Kos, 460- etwa 377 v.Chr., griechischer Arzt)

Ekel

Wie dem Körper sein Schatten, folgt dem Glücke das Leid und dem Erfolge Enttäuschung, Ekel und Schmerz!

(Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-1916, österreichische Schriftstellerin)

Niedergeschlagen

Wenn ich so recht niedergeschlagen, rat- und hilflos und ich nach einem Tage recht unglücklich bin, so lege ich mich ruhig zu Bette, schliesse die Augen, entferne alles und träume in selige Ruhe hinein [...].

(Anselm Feuerbach, 1829-1880, deutscher Maler)

Leben ist

Leben ist ein Verstehen der Vergangenheit und ein Leben nach vorne.

(© Monika Minder)

Niedergeschlagen

Es gibt kein grösseres Hindernis des Fortgangs in den Wissenschaften, als das Verlangen, den Erfolg davon zu früh verspüren zu wollen. Dieses ist munteren Charakteren sehr eigen; darum leisten sie auch selten viel; denn sie lassen nach und werden niedergeschlagen, sobald sie merken, dass sie nicht fortrücken. Sie würden aber fortgerückt sein, wenn sie geringe Kraft mit vieler Zeit gebraucht hätten.

(Georg Christoph Lichtenberg, 1742-1799, deutscher Physiker, Naturforscher, Mathematiker, Schriftsteller)

Depression

Depression kann sprachloser Widerstand gegen falsche Ziele sein.

(© Michael Depner, Wuppertal)

Es gibt kein Trennendes

Als ich meinen Weg schloss, wie sankst du in Dunkelheit und fühltest nicht, dass ich aus deinen Augen gegangen war, um ganz in deiner Seele zu sein. Es gibt kein Trennendes, wie es keine Finsternis gibt.

(Maria Waser, 1878-1939, Schweizer Schriftstellerin)

Zum Lobe der Krisen

Zum Lobe der Krisen lässt sich nun vor allem sagen: Die Leidenschaft ist die Mutter grosser Dinge, d.h. die wirkliche Leidenschaft, die etwas Neues und nicht nur das Umstürzen des Alten will.

(Jacob Burckhardt, 1818-1897, Schweizer Humanist und Kulturhistoriker mit Schwerpunkt auf Europas Kunstgeschichte)

Lassen

Wir haben das "Sein" verlernt, als hätten wir nichts zu lassen.

(© Monika Minder)

Verlagerung der Kräfte

Diese plötzliche Verlagerung aller Kräfte in uns, diese Begegnungen mit der Seele geschehen nur nach vielen Krisen; die meisten Künstler vermeiden diese, indem sie sich ablenken, und das ist der Grund, warum sie es nie fertigbringen, zum Zentrum ihrer Produktivität zurückzukehren, von dem sie im Moment ihres reinsten Impulses ausgegangen sind.

(Rainer Maria Rilke, 1875-1926, österreichischer Schriftsteller, Dichter)

Geborgenheit

Im Rückzug finden wir nicht nur Grenzen, sondern erkennen das Licht der Geborgenheit, in dieser sich Weite erst definieren lässt.

(© Hanna Schnyders)

Wahrheit

Es gilt, unbedingt an der Wahrheit festhalten; wird sie, wie alles Himmlische in uns, oft niedergedrückt, so steigt sie doch unbestechlich wieder auf und zieht uns nach sich!

(Fanny Baronin von Wilamowitz-Möllendorff, 1819-1889)

Dunkelheit spüren

Du musst Dunkelheit spüren, um das Licht zu lieben.

(Argyris Eftaliotis, 1849-1923, griechischer Dichter und Roma)

Die wehmütig niedergedrückte Zeit

Die wehmütig niedergedrückte Zeit, der alles Laute untersagt war und die sich auch vor dem Lauten fürchtete, gedämpft fühlte, dachte und flüsterte, fand in dieser gedämpften Poesie ihre gedämpfte Freude. Sie betrachtete die alten gebrochenen Türme mit Wehmut, und lächelte über das Heimchen, das darin melancholisch zirpte.

(Heinrich Heine, 1797-1856, deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist)

Im Abgeschiedenen

Im Abgeschiedenen lichtet sich das Trübe.

(© Monika Minder)

Denken und wählen

Wir Menschen sind keine Ameisen oder Graugänse, die ihrer genetischen Bestimmung folgen. Wir können denken und wählen und über unsere Geschichte nachdenken.

(Arno Gruen, 1923-2015, deutsch-schweizerischer Psychologe, Psychoanalytiker, Schriftsteller)

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Bücher & Geschenk-Tipps

Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Kurt Krömer, meine Depression




Der Weg entsteht unter deinen Füßen: Achtsamkeit und Mitgefühl in Übergängen und Lebenskrisen




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Depression Wikipedia

Verbreitung, Anzeichen, Diagnose, unterschiedliche Formen, historische Formen, Ursachen, psychologische Einflüsse, Behandlung, Prognosen, Medikamente und viel Wissenswertes mehr.

Was ist eine Depression?

Stiftung deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention.

Selbsthilfegruppen Schweiz

Die passende Selbsthilfegruppe bei Depressionen finden. Eine Liste.

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