Das Leben hätte genug Wegweiser, wenn die Menschen sie zu lesen verstünden.
(Peter Sirius, 1858-1913)
... ja niemals, nun einmal so und nicht anders sein müssen, Mensch sein heisst immer, immer auch anders werden können.
(Viktor E. Frankl, 1905-1997, österreichischer Neurologe, Psychiater)
Der Mensch wollte immer schon "modern" sein. Jetzt hat er den Salat. Modernes Leben fordert seine Tribute und "en vogue" verbraucht Energien, die schlussendlich für das Wesentliche fehlen. Denn modern sein, heisst auch in einer hektischen unübersichtlichen Welt mitzuschwimmen, unfassbar viele Ressourcen zu verbrauchen und damit zerstörerisch zu sein. Ob wir damit auch immer ein Stück Tradition und Identität opfern? Zugegeben, auf einige Traditionen kann man gut und gerne verzichten. Nur die Entfremdung von uns selbst, die täglich mehr wird, macht grosse Sorgen.
Selbstoptimierung, um nicht zu versagen oder sich nutzlos zu fühlen. Wie erschöpft werden wir dabei, und wie hoch ist der Preis, weil wir uns immer wie mehr von uns selbst entfernen? Wie wirkt sich Leben aus, das den äusseren Prozess oder Auftrag wichtiger nimmt als den inneren? Wie geschieht Individuation und wie Erziehung? Wir, die wir doch Schöpfung sind, Geschenke der Liebe. Wie sorglos gehen wir mit diesem Geschenk um?
Als Sklaven von Systemen sind wir unmündige Abhängige geworden, die schreien, wie ein kleines Kind, sobald man ihnen eines der Spielzeuge wegnimmt. Diese Habenmentalität zeigt sich auch im Internet. Kopieren und sich mit fremden Federn schmücken, sind nur einige Beispiele dessen, wie Menschen sich zu Kopien machen und damit Einzigartigkeit aufgeben.
Leistungsfähig, kompetent und sozial angepasst zu sein, wurde uns im Rahmen unserer Sozialisation früh eingetrichtert. Das System ist so geschaffen, dass wir tun, was wir gewohnt sind. Stets in der Aufforderung dessen, unser Leben nach dem Prinzip der schnellen Wunscherfüllung auszurichten. Angepasst an die schnelllebige Zeit. Ohne Probleme können wir alles Mögliche auf Kredit kaufen und im Strom der Konformität fliessen. Und denken wir noch, es ist richtig, was wir tun, weil alle es tun, so ist es ökologisch katastrophal.
Werfen wir ein Auge auf die Baumentalität. Täglich müssen unzählige Quadratmeter an Kulturlandschaft weichen für monotone Betonblöcke und Einfamilienhäuser, die nicht nur schnell und billig gebaut werden, sondern auch aussehen wie Gefängnisse. Ganze Landschaftsstriche werden unter einem einfallslosen Siedlungsbrei ausgelöscht und der Raum wird immer kleiner.
Schnell und billig, diese Maxime wird sich fortsetzen.
Die Räder für ein nachhaltiges Leben drehen sich sehr langsam. Zu langsam. Die Natur hat ihre Grenzen längst kundgetan. Der Verbrauch an fossilen, mineralischen, nachwachsenden und metallischen Ressourcen ist viel zu hoch. Statt an den Ursachen zu beginnen, werden Parallelindustrien aufgestellt, die ebenfalls an Ressourcen reissen und weiterhin auf der ganzen Welt Ungerechtigkeit fördern.
Der Mensch optimiert permanent und regiert über "seine Natur", zertrampelt im Konsumrausch und der Gier nach immer mehr und höher jeden Grashalm und damit sich selbst. Mit verheerenden Folgen. Das suggerierte Freiheitsgefühl ist trügerisch. Freiheit heisst ja nicht, frei von der Verantwortung für unsere Taten zu sein. Freiheit ist Verantwortung und diese kann, wie Jean-Paul Sartre bemerkte, Angst auslösen.
Die Welt als Ort, als einen Raum der Selbstverwirklichung, indem sich Begabungen und Lebensvorstellungen des einzelnen Menschen erfüllen können, heisst nicht Selbstzweck. Der Egoismus der menschlichen Individuen braucht den Ausgleich mit dem Wohl der ganzen Gesellschaft.
Z I T A T
Wir existieren auf Grund einer Liebe. Der Mensch ist abhängig. Wir können nicht anders als von anderen leben.
(Joseph Ratzinger)
Wir existieren auf Grund einer Liebe, sagte Joseph Ratzinger, der emeritierte Papst. Manche sagen, wir seien durch Zufall entstanden. Ist der Zufall dieses Zufällige, das uns nur einmal im Leben erreicht, wie ein Lotteriegewinn? Ist der Urknall ein Glückslos wie der Biologe Monod sagt oder doch eher etwas, das uns bewusst in die Welt geworfen hat? Was wäre, wenn der Zufall ein uns Zu-gefallenes wäre, im Sinne eines "Gefallens"?
Mit der Schöpfung sind wir nicht nur Körper, nicht nur physisch, nicht nur biologisch, sondern zutiefst Geist. Wir haben die Möglichkeit zu denken, zu verstehen und daraus resultierend umzukehren. Die Möglichkeit, Körper und Geist einander wieder näher zu bringen, sie nicht getrennt voneinander zu verstehen und wahrzunehmen, sondern als sich bedingende Elemente.
Was war zuerst, das Physische oder das Psychische? Oder gar das Pneumatische?
Warum ist überhaupt etwas und nicht nichts? Was ist der Grund dessen, was ist? Welches ist der Ursprung der Welt? Diese Fragen der milesischen Denker löste den Mythos ab und mit ihnen begann die abendländische Philosophie.
Das Gefühl, die Mythen seien zurück, beschleicht uns nicht erst seit heute. Menschen verirren sich in Verschwörungstheorien, suchen in allen möglichen und unmöglichen Dingen Sinn und Halt und vor allem nach Sündenböcken für ihre Unzufriedenheit.
Wie könnte ein Humanismus, wie nachhaltiges Leben aussehen im Angesicht gewollten Lebens, "gewollten Zufalles"? Wäre mehr Dankbarkeit, mehr Demut, mehr Bodenhaftigkeit vorhanden? Erdung, die eine andere Sichtweise ergibt, Erdung, auf die man anders baut? Weil wir uns damit wieder mehr als Teil der Natur, als das was wir selbst auch sind spüren?
Oder begeben wir uns mit den Begriffen Gott, Materie, Vernunft etc. in eine statische Haltung, die keine weiteren metaphysischen Untersuchungen mehr braucht?
Statt Unterworfene einer ökonomischen Notwendigkeit zu sein, die sich nur im Wachstum gesichert sieht, mehr an sich selbst glauben und mit sich selbst wachsen und die Einzigartigkeit in die Gesellschaft einbringen. Menschen zu werden, die nicht nur Wirtschaftsobjekte sind, dem Arzt und Supermarkt ausgesetzt, sondern das sein, was sie sind und finden wozu sie gedacht sind.
Nur, wozu sind wir eigentlich gedacht?
Wir, die wir mit Talenten, Stärken, Bedürfnissen, Interessen, aber auch mit Fragilitäten, Sensibilitäten, mit Leiden und einem grossen Rucksack voller Erbe in die Welt geworfen wurden? Das Glückslos von Monod, das wir oben erwähnten, beginnt zu bröckeln, da für viele Menschen das Leben alles andere als ein Glückslos darstellt. Gerade die Klima- und Umweltkatastrophe trifft meistens diejenigen, die eh schon auf der schlechteren Seite des Lebens stehen und in ärmeren Ländern wohnen.
Auch wenn wir räumlich und zeitlich von anderen Kulturen weit entfernt sind, so begegnen wir uns gerade klimatisch auf enger Nachbarschaft.
Sind wir nicht alle der Atem des Anderen?
(© Artikel von Monika Minder, geschrieben 13. Jan. 2023)
Z I T A T
Zieh einen Fisch aus dem Wasser: er wird nicht leben können. Das ist der Mensch ohne Gott.
(Jean-Marie Vianney, 1786-1859, französischer katholischer Geistlicher)
(Laotse)
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Zufrieden zu sein, heisst nicht mehr zu wollen. Nicht mehr zu wollen, fällt leichter, wenn man dem Himmel für das, was man hat, dankbar ist.
(© Michael Depner, Wuppertal)
Tiefes Leben ist das Resultat von bewusst wahrgenommener Gegenwart.
(© Monika Minder)
Die abstrakte und konkrete Welt, Geist und Natur, verhalten sich, wie zwei Waagschalen. In richterlicher Höhe schwebt darüber die Zunge der Entscheidung, die Offenbarung. Der Mensch steht davor und legt seine Ware und Gewicht hin und her. Nach oben sieht er selten, nimmt da zu viel, gibt dort zu wenig, das eine zu leicht, das andere zu schwer! Was Wunder, wenn bei all’ seinem Welthandel nichts herauskommt, als Betrug und Betrogenwerden?
(Julie Eyth, 1816-1904, deutsche Schriftstellerin)
Im Menschen gibt es zwei Kräfte, das Gute und das Schlechte, seine ursprüngliche Natur und die Lasterhaftigkeit.
(Hugo von Sankt Viktor, um 1097-1141, christlicher Theologe und Philosoph)
DER MENSCH KANN MEHR ALS ER WILL.
(Sophie Mereau, 1770-1806, deutsche Schriftstellerin)
Zur Persönlichkeit kann niemand erziehen, der sie nicht selber hat.
(C.G. Jung, 1875-1961, schweizer Psychiater)
Ich habe es zu früh erkannt, dass der Schlachteneifer nichts Übermenschliches, sondern – Untermenschliches ist; keine mystische Offenbarung aus dem Reiche Luzifers, sondern eine Reminiscenz aus dem Reiche der Tierheit - ein Wiedererwachen der Bestialität.
(Bertha von Suttner, 1843-1914, österreichische Schriftstellerin)
Allgemein ist die Hast, weil jeder auf der Flucht vor sich selbst ist, allgemein auch das scheue Verbergen dieser Hast, weil man zufrieden scheinen will und die scharfsichtigeren Zuschauer über sein Elend täuschen möchte, allgemein das Bedürfnis nach neuen klingenden Wort-Schellen, mit denen behängt das Leben etwas Lärmend-Festliches bekommen soll.
(Friedrich Nietzsche, 1844-1900, deutscher Philosoph, Schriftsteller)
DER MENSCH IST EIN GROSSES FRAGEZEICHEN IM BUCH DER NATUR.
(Mengzi, um 370 - 290 v. Chr., chinesischer Philosoph)
Das Volk ist das glücklichste, wo die Reichen weder zu reich, noch die Armen zu arm sind.
(Thales von Milet, um 625-545 v. Chr griechischer Philosoph)
Und jetzt wollen wir uns lieben und zufrieden und glücklich sein mit dem, was wir haben: denn im Grab gibt es keine Liebe und keine Wärme und keine Küsse. Dort gibt es vielleicht gar nichts, vielleicht nur bitteren Schmerz über das Versäumte. Diese Nacht ist unser; wer weiß, wem die nächste Nacht gehören wird?
(H. Rider Haggard, 1856-1925, englischer Schriftsteller)
Nenn mir den Menschen, der auf Hoffnung baute, die ihn nicht betrog.
(Luise Baer, 19./20. Jhdt., deutsche Schriftstellerin)
Ich habe sehr hohe Begriffe von der Größe und Würde des Menschen. Einem Triebe folgen, ohne den die Welt nicht bestehen könnte, die Person lieben, die mich zum einzigen Gesellschafter ausersehen hat, zumal da nach unsern Sitten diese Person sich durch tausend andere Dinge an unser Herz fest hängt, und unter den mannigfaltigen Relationen, von Ratgeber, Freund, Handlungskompagnon, Bettkamerade, Spielsache, lustiger Bruder, (Schwester klingt nicht) auf uns wirkt, das halte ich sicherlich für keine Schwachheit, sondern für klare, reine Schuldigkeit, und ich glaube auch, es steht nicht bei uns, ein solches Geschöpf nicht zu lieben.
(Georg Christoph Lichtenberg, 1742-1799, deutscher Physiker und Meister des Aphorismus)
(Aristoteles)
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Die Krise des europäischen Daseins hat nur zwei Auswege: Den Untergang Europas in der Entfremdung gegen seinen eigenen rationalen Lebenssinn, den Verfall in Geistfeindlichkeit und Barbarei, oder die Wiedergeburt Europas aus dem Geiste der Philosophie.
(Edmund Husserl, 1859-1938, deutscher Philosoph und Mathematiker österreichischer Herkunft)
Mensch Anfangen Beginnen Depressionen Abnehmen Neuanfang Neujahr Mensch gegen Natur Interview mit Psychotherapeut Sprüche Zitate Neurodermitis Leben Der Mensch Tucholsky Natur Studie über Minderwertigkeit von Organen Vorsätze Philosophen Philosophinnen Vorsokratiker-Die Frage nach dem Grund
Etymologie und Artname, Merkmale des Körpers, Lebensweise, Taxonomie und Genetik, Entwicklungsgeschichte, Soziales und Kulturelles, Menschheitsfragen.
Naturwissenschaft, Philosophie, Religion, Künstliches Leben.